Die Ebru – Kunst

 

Was bedeutet der Name Ebru?

 

Der Name Ebru bezeichnet eine traditionelle, zentralasiatische Maltechnik. Dabei werden Muster mit speziellen Farben auf Wasser aufgetragen und zu einem prachtvollen Kunstwerk vereint. Jede einzelne Farbe trägt zur Schönheit des Ganzen bei, behält jedoch ihren individuellen Farbton, ohne sich zu vermischen. Wie verschiedene Farben in einem Ebru-Kunstwerk aufeinander treffen, so begegnen sich in unserer globalisierten Welt in einem bisher nie da gewesenen Ausmaß Menschen unterschiedlicher Herkunft, Lebensweisen und Sichtweisen.

 

Geschichte

 

Der Name „Ebru“

Um das Jahr 1000 bekam das marmorierte Papier in Persien den Namen „ebru“, was Wolke oder wolkig bedeutet. Das Wort „ebru“ wiederum leitet sich vom persischen „abru“ ab, das bedeutet Wasseroberfläche. Heutzutage ist diese Kunst im Deutschen Raum als „marmoriertes Papier“ bzw. „türkisches Papier“ bekannt.

Der Name „türkisches Papier“ rührt daher, dass die Ebru-Malerei im 15. Jahrhundert von türkischen Osmanischen Künstlern übernommen und die spezifischen Techniken auch von den türkischen Künstlern verfeinert wurde. Obwohl „Ebru“ übersetzt Wolke bedeutet, zeigen viele Kunstwerke keineswegs Wolken. Hauptsächlich werden oft wunderschöne florale Motive, Kalligraphien, Blütenformen, ganze Landschaften und sogar verschiedene Gesichtszüge bzw. Gesichtsausdrücke dargestellt. Ebru ist auch immer die Bereitschaft, die Farbe bis zu einem gewissen Grad ihren eigenen Weg finden zu lassen, der Phantasie zu folgen und daraus dann ein Bild zu schaffen.

 

Grundlagen

 

Für das Ebru-Malen werden sehr spezielle Materialien verwendet. Sowohl die Farben und Werkzeuge als auch das Carrageen-Moos (Tragantgummi) werden in der Regel von den Ebru-Meistern von Hand hergestellt. Je besser und qualitativer die Ausgangsmaterialien, desto kunstvoller kann der Ebru-Maler arbeiten, und desto schöner werden die Ergebnisse.
Die Farben werden auf mineralischer und pflanzlicher Basis erzeugt. Öl- und Anelin-basierte Farben werden nicht verwendet, da sich diese entweder mit dem Wasser vermischen, nicht auf der Wasseroberfläche bleiben oder sich nicht auf das Papier übertragen lassen und um die für die Malerei notwendige Viskosität zu erreichen. Das Carrageen – Moos wird mehrere Tage vor dem Malen bereits hergestellt. Es wird durch ein Textilsieb gefiltert, bevor es verwendet wird. Falls nötig, kann noch etwas Wasser hinzu geführt werden.

Die Substanzen, aus denen die Farben bestehen, werden mehrere Tage sehr fein gemahlen, damit die Farben auf dem Wasser schwimmen und nicht untergehen. Die darin enthaltene Gallenflüssigkeit enthält Säure und sorgt dafür, dass sich die Farbe auf der Wasseroberfläche ausbreiten kann. Die Menge der verwendeten Galle hängt davon ab, wie stark und dunkel die Farben sind.

Zur Marmorierung  verwendet man in der Regel ein rechteckiges Kunstbecken aus rostfreiem Metall. Als Werkzeuge werden Pinsel verwendet, die von den Ebru-Meistern aus den Schwanzhaaren von Pferden hergestellt und um Stiele aus Rosenholz gebunden werden. Die Kämme und Nadeln, die zum Malen verwendet werden, bestehen aus Metall.
Die Grundlage eines Ebru-Kunstwerkes bildet der marmorierte Hintergrund. Die verschiedenen Farben werden mittels der Rosenholz-Pinsel in Form von feinen und feinsten Spritzern auf das Wasser gebracht. Nun werden Kämme und Nadeln in verschiedenen Stärken verwendet, und die marmorierten Hintergründe zu erstellen. Für die unterschiedlichen Techniken und Strukturen gibt es Namen, die ein Ebru-Maler kennen und ausführen muss, wenn er sich wirklich Meister nennen möchte.
Nach der Erstellung der Marmorierung können nun z.B. wie Blumen gemalt werden. Hierzu werden die Farben in Form einzelner Tropfen auf das Wasser aufgebracht. Durch das Aufeinanderlegen verschiedener Farben und das Malen mit den Nadeln können die kunstvollsten Formen erstellt werden. Bei der Malerei fällt sofort der bereits geschilderte Effekt auf, dass sich die Farben nicht mischen. So entstehen je nach Kunstfertigkeit des Malers feinste Strukturen, die man mit einem Pinsel kaum herstellen kann.
Nachdem das Kunstwerk fertiggestellt ist, kommt der schwierigste Teil des Malens. Das Kunstwerk wird auf das Papier übertragen.
Das Papier wird sehr vorsichtig auf die Wasseroberfläche gelegt. Nach 10 bis 15 Sekunden hat das Papier in der Regel die Farbe absorbiert, das Blatt kann langsam und vorsichtig vom Wasser genommen werden.
Nun kann das Papier trocknen. Bei der Wahl des Papiers ist darauf zu achten, dass dieses die Farben aufsaugt und säurefrei ist. Das Papier kann vor dem Eintauchen in die Farbe mit Kalligraphien oder ähnlichem versehen werden. Auf diese Weise kombiniert man die Kunst der Ebru-Malerei mit der Kunst der Kalligraphie.

 

Meditation mit der Ebru-Malerei:

Die Ebru-Malerei spielt auch in der spirituellen Gemeinschaft eine große Rolle. In den Sufi Gemeinschaften des Osmanischen Reiches wurde das komplexe Herstellungsverfahren des marmorierten Papiers als ideale meditative Versenkung geübt. Sogar den Motiven bzw. den Marmormustern, die hauptsächlich aus Blüten bestehen, kann man wie den verwendeten Farben durchaus auch metaphorische Bedeutungen zuweisen. Dabei werden immer die Fragen der Unendlichkeit, der Weisheit und das Verhältnis von Schöpfung und Mensch berührt.

 

Fazit: Die Kunst der Ebru-Malerei vereint Menschen aus den verschiedensten Kulturen und Hintergründen und vermittelt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Es ist nicht nur ein beruhigender Vorgang für den Künstler, sondern auch für die Kunstliebenden. Heutzutage wird es mittlerweile in der Türkei zu therapeutischen Zwecken eingesetzt, die durch Psychologen empfohlen wird.

 

Man findet die Ebru Kunst Motive häufig an alten Handschriften der Museen und Bibliotheken.

 

 

Jedes Bild ist ein Unikat und es ist nicht möglich, das gleiche Bild wieder zu malen. Die Ebru-Malerei ist eine schwer zu erlernende, komplexe Kunstform und Motivation,  Zeit und verlangt sehr viel Geduld.

 

 

Quelle: http://ebruthemarbling.wordpress.com